Winds aloft

Nach einem Wochenendausflug in Frankreich bereitete ich mich auf den Rückflug vor. Das Wetter schien besser nicht sein zu können. Fast wolkenloser Himmel über der ganzen Strecke, gute Sichtbedingungen und dazu Wind aus westlicher Richtung. Auch das METAR von Grenchen zeigte CAVOK mit Wind aus 210° mit 8 Knoten. Der für die Nacht vorhergesagte Störung aus Westen und der aktuellen Föhnlage schenkte ich keine sonderliche Beachtung. Das war im Nachhinein gesehen ein Fehler.
Der Flug via Chaumont und nordöstlich von Dijon vorbei war dann wie erwartet sehr ruhig und mit dem A/P fast ein bisschen langweilig, bis nördlich von Besançon erste Turbulenzen auftraten. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir bewusst, dass es dann im Jura ein bisschen schütteln würde. Anstatt pro-aktiv zu steigen um geländebedingte Turbulenzen besser auszuweichen blieb ich auf meiner Reiseflughöhe von ca. 4700’
Zwischen Delémont und Moutier wurde ich dann aber von ziemlichen Turbulenzen überrascht. Ich reduzierte die Geschwindigkeit um im grünen Bereich zu bleiben. Der Westwind war stark und die relativ geringe Flughöhe über dem Gelände rächte sich nun. In etwa so müssen sich meine Jeans fühlen, wenn die Waschmaschine in den Schleudermodus wechselt.
Ich evaluierte meine Optionen. Für ein Umkehren war es schon zu spät, das Mittelland war in bester Sicht- und Reichweite. Gegen den Wind drehen und schnell an Höhe gewinnen überzeugte mich auch nicht. Ich wollte möglichst schnell flaches Gelände erreichen. Ich kreuzte auch nicht mehr auf, sondern begann zu sinken und achtete dabei die Geschwindigkeit nicht zu überschreiten. Die Gurten waren so fest angezogen wie nur irgendwie möglich und zum Glück war auch das Gepäck gut verstaut.
Der Rodeo Ritt endete nach ein paar Minuten und über Wangen a.A. war der Spuk dann auch schon wieder vorbei. Trotzdem, für ein Flugzeug mit 350kg Leergewicht waren die Turbulenzen schon heftig und sehr unangenehm.

Lesson Learned
Mir wurde bewusst, dass ich beim Meteo Briefing meistens neben Bewölkung, Niederschlag und Sicht, den Wind meistens nur am Start- und Zielort beachtet habe. Windverhältnisse auf der Strecke hatte ich bisher nur ungenügend berücksichtigt. Vor allem dann, wenn es sich beim Flug nicht um eine Alpenüberquerung handelte oder die Reichweite auch bei erwartetem Gegenwind kein Problem darstellte. Dass es auch im Jura, als relativ niedriges Gebirge, zu starken Turbulenzen kommen kann, hatte ich bisher zu wenig berücksichtigt.
Dabei hätte ein Blick auf die Meteo Schweiz App oder andere vergleichbare Anwendungen wie z.B. Wind map weather forecast mit animierter Darstellung sehr geholfen um sich ein gesamtes Lagebild zu verschaffen.


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