Wenn in den Wintermonaten die Sonne nur über den Wolken oder in den Bergen scheint, dann sind viele Pilot/innen zwangsläufig gegroundet. Dann liegt es auf der Hand, dass man auch punkto Flugfunk ein bisschen aus der Übung kommt. Bei dieser Gelegenheit wollen wir das Thema “Fit to talk?” mit Hilfe eines Gastbeitrags aus der Aerorevue aufgreifen. Dagmar Hollerer, eine der renommiertesten Flugfunkexpertin des Landes, zeigt euch, worauf es beim Funken ankommt und gibt euch wertvolle Tipps für die Flugpraxis. Das Thema Funken werden wir von staysafe.aero aber auch im Rahmen der Flight Safety Alliance Switzerland immer wieder aufgreifen. Stay on frequency!

Fit to fly – fit to talk? – Aero-Club der Schweiz (aeroclub.ch)

Jeder Flug erfordert von Piloten Entscheidungen. In einigen Fällen gibt es nur die Möglichkeit: Ja oder Nein („go/no-go decision“). In anderen Fällen muss sich der Pilot aufgrund verschiedener Informationen die Entscheidung „erarbeiten“. Beide Arten von Entscheidungen werden von den gleichen Faktoren beeinflusst. Am wichtigsten aber ist es, dass sich der Pilot zu jeder Zeit der Situation bewusst ist und frühzeitig erkennt, dass eine Entscheidung erforderlich wird, wie z.B. beim Durschstarten resp. dem Go-Around.

Beim ersten Mal oder im Zweifelsfall gilt «Durchstarten»
Ist man sich im Anflug nicht ganz sicher, dass die Landung auch wirklich gelingen wird, so darf man keinen Augenblick zögern und muss durchstarten. Das Gleiche wird empfohlen, wenn das erste Mal auf einen neuen Flugplatz geflogen wird, insbesondere dann, wenn die Landebahn kurz ist. Denn ein Anflug auf eine kurze Landebahn muss sehr exakt durchgeführt werden. Auch bei sehr erfahrenen Pilotinnen und Piloten kann das nicht gerade beim ersten Mal hinhauen.

Nicht unnötig unter Druck setzen
Ausserdem setzt man sich damit weniger unter Druck und kann etwaige Ungenauigkeiten des ersten Landeanflugs beim zweiten oder gar dritten Mal korrigieren. Also: Lieber noch eine weitere Platzrunde fliegen oder wenn nötig zu einem anderen Flugplatz ausweichen, als nachher festzustellen, dass es noch „gerade mal gut gegangen“ ist

Mentale Vorbereitung
Bereits im Approach Briefing muss mental auf den Go Around eingegangen werden, indem der Ablauf und der anschliessende Flugweg memorisiert wird. Zudem stellt sich ein Pilot im Final mental immer auf einen Go-Around ein. Gelandet wird nur, wenn alles passt.

  • Habe ich irgendwelche Zweifel?
  • Ist etwas auf der Landebahn?
  • Ist etwas am Ende der Landebahn?
  • Ist der Anflug instabil?
  • Bin ich zu schnell?
  • Bin ich zu hoch?
  • Sagt mein Bauchgefühl, dass irgendetwas falsch ist?

Trifft nur ein einziger der oben genannten Punkte beim Anflug zu, ist ASAP ein Durchstarten angesagt. D.h.:

  • Full power
  • Nose up
  • Initial climb speed
  • Flaps Take-off Position

Der Go-Around ist also kein Notfall, sondern ein Standard-Verfahren, das alle Piloten aus dem FF kennen müssen. Zur Illustration oder als Refresher ist unten stehendes Video sehr hilfreich.

Titelbild: © MFVS

Der Winter hat sich mit dicken Schneewolken zurückgemeldet. Flüge sind momentan wetterbedingt kaum möglich. Das ist aber kein Grund den Kopf hängen zu lassen. Während den Wintermonaten stehen bei diversen Vereinen und Institutionen «Safety-Seminare und Winterkurse» auf dem Programm.
Diese Anlässe bieten eine gute Möglichkeit fliegerisch am Ball zu bleiben und sind in zweierlei Hinsicht wertvoll. Sie vermitteln nicht nur praxisnahes Wissen zu safety-relevanten Themen, sondern sind auch gute Treffpunkte sich unter Gleichgesinnten auszutauschen. Ausserdem geben euch externe Referenten und Fachexperten an solchen Anlässen spannende Einblicke in Spezialthemen oder Entwicklungen der Luftfahrt in unserem Land.

Last Call: Restplätze für Winterkurs auf dem Birrfeld am 18.01.2023, 19h
Die Fliegerschule Birrfeld macht mit dem heutigen «Winterkurs» um 19:00 den Anfang. Da gibt es noch rund 15 Restplätze. Interessierte Pilotinnen und Piloten melden sich doch bitte direkt telefonisch.

Wo gibt es weitere Safety-Veranstaltungen in der Deutschweiz?
Weitere Veranstaltungshinweise von AOPA, des Aeroclubs und anderen Institutionen und Vereinen werden in den nächsten Wochen folgen.
Habt ihr Kenntnis von weiteren Winterkursen / Safety-Workshops oder Seminaren? Wir freuen uns auf eure Hinweise auf staysafe@bazl.admin.ch 

In der Theorie haben alle Piloten einmal gelernt, wie sich die Stallspeed im Kurvenflug verhält und wie diese berechnet werden kann. Allgemein gilt, dass in einer Platzrunde keine Kurven mit mehr als 30° geflogen werden sollen. Die Flugpraxis und diverse Unfallberichte weltweit zeigen jedoch, dass Piloten beim Base-to-final regelmässig ins Schleudern geraten und nahe an die Stallspeed kommen. Insbesondere bei Rückenwind in der Base ist ein Überschiessen der verlängerten Pistenmittellinie nicht selten. Wenn dann noch versucht wird, die Nase des Flugzeugs in Richtung Landebahn zu bewegen, kann dies zu gefährlichen Situationen führen. Denn bei hoher Querlage und entsprechend geringer Fluggeschwindigkeit besteht das Risiko, die untere Tragfläche durch die mangelnde Strömung abreisst. In einer Höhe von 400 Fuss über Boden helfen alle Kunstflugkünste der Welt nichts, denn man braucht mindestens mehrere hundert Meter für die Wiederherstellung einer solchen Fluglage.

Ein Rechenbeispiel:
Angenommen, die Stallspeed eines Flugzeugs beträgt 50 kts. Die Stallspeed in der Kurve kann einfach berechnet werden. Bei 30° Querlage ergibt sich eine Stallspeed von rund 55 kts. Wird die Querlage nun auf 45° erhöht, beträgt die Stallspeed bereits 60 kts. Wird nun gleichzeitig auch noch der Anflugweg etwas korrigiert (mit etwas zusätzlichem Ziehen am Steuer), erhöht sich die Stallspeed weiter und kann sich so der Anfluggeschwindigkeit bedrohlich annähern. Das wollen wir verhindern und geben euch nachfolgend ein paar Tipps zur Mitigation des Stall-Risikos im Landeanflug.

Massnahmen zur Reduktion des Stallrisikos im Landeanflug:

  • Schaue nach draussen und nicht auf die Instrumente
  • Mache vor jeder Kurve einen Speed-check call out
  • Reguliere deine Geschwindigkeit im Base/ Final mit dem Pitch und merke dir “Pitch=Speed”
  • Erzwinge keine Landung und machen beim Overshooten einen go around
  • Achte insbesondere bei Notlandeübungen bei Power idle auf deinen Speed-indicator und mache keine steep turns
  • Setze dir ein Limit für die Querlage im Flieger und merke dir folgende vereinfachten Stallspeeds:
    30° Querlage = Stallspeed + 10%
    45° Querlage = Stallspeed + 20%
    60° Querlage = Stallspeed + 40%

Und wie immer im Zweifelsfall bei einer Landung: Go-around!

 

 

Routinen sind in der Regel sehr nützlich und effektiv. Doch wiegen wir uns ihretwegen gelegentlich in falscher Sicherheit und werden, ohne es zu bemerken, nachlässiger – häufige Folgen: Unfälle.
Während wir im Alltag oft glimpflich aus solchen Situationen herauskommen, sieht das in der Luftfahrt oftmals anders aus. Hier hat man in der Regel keine zweite Chance. Im Grunde genommen sind Routinen etwas Positives und erleichtern in den meisten Lebensbereichen unser Handeln. Sie machen uns effektiver und schneller. Routinen befähigen uns, quasi aus dem Unterbewusstsein heraus “automatisch” das Richtige zu tun, eben weil wir in bestimmten Bereichen eine Reihe von Erkenntnissen und auch viel Erfahrung haben.

Das geht lange Zeit gut. Aber irgendwann geschehen dann doch Unfälle, weil wir uns zu sehr in Sicherheit gewogen haben. Sei es im Haushalt, bei handwerklichen Tätigkeiten oder auf der Autobahn. Unsere Aufmerksamkeit ist “eingeschlafen” und Risikoszenarien rücken zunehmend in den Hintergrund. Deshalb passieren die meisten Unfälle von Autofahrern nicht im ersten Jahr nach Erwerb der Fahrerlaubnis, sondern erst in den Jahren danach. Heute läuft man in der Luftfahrt oft in Gefahr, persönliche Erfahrung, Kenntnis und Routine durch elektronische Hilfen zu ersetzen oder zumindest zu ergänzen. Die von den Navigationsgeräten angezeigten Kabel und Leitungen vermitteln eine vollständige Übersicht von Luftfahrthindernissen am Einsatzort. Die Kollisionswarngeräte machen auf jedes andere Luftfahrzeug in der Umgebung aufmerksam. Der Anflug auf den Spitallandeplatz war in der Vergangenheit frei von Hindernissen und wird es auch in dieser Nacht sein. Nach dem Grundsatz “expect the unexpected” geht es immer darum, das nicht dargestellte Luftfahrthindernis zu suchen, das Flugzeug mit dem nicht eingeschalteten Transponder zu identifizieren und den neu am Spitallandeplatz erstellten Kran im Anflug zu berücksichtigen. Durch die Anwendung von standardisierten Verfahren, Checklisten, Briefings und offenen Augen können wir den negativen Auswirkungen von Routine begegnen und so die eigene Flugsicherheit erhöhen. Das erfordert täglich grosse Aufmerksamkeit und Disziplin.

Quelle: Flugsicherheit Deutsche Luftwaffe 1/2020

Am 28. und 29. April 2021 eröffnet die EASA zum ersten Mal virtuell die Saison der Allgemeinen Luftfahrt. Die EASA hat dieses virtuelle Format mit der GA-Gemeinschaft ins Leben gerufen, weil die momentane Situation persönliche Treffen noch nicht zulässt und die AERO 2021 von April auf den Juli verschoben wurde.

Sei dabei und erfahre mehr über den sicheren Neustart, den Umgang mit dem Wetter und das Neueste über Lufttüchtigkeit und Wartung von Luftfahrzeugen.

Folgende Themen stehen auf dem Programm:
Updates zur GA Roadmap, Rolle des Instrumentenflugs, Part-M Light, Technikerlizenzen, Part-21 Light und CS-STAN teilen und austauschen u.v.m.

Programm EASA General Aviation Season Opener 2021 

Registriere dich noch heute am EASA General Aviation Season Opener 2021 und nimm am 28. und 29. April 2021 am virtuellen EASA-Anlass teil. Wir freuen uns auf diesen virtuellen Austausch mit euch. Die Teilnahme ist kostenlos.

Die aufgrund der Pandemie erlassenen Einschränkungen haben auch in der nicht kommerziellen Luftfahrt ihre Spuren hinterlassen. Obwohl die Anzahl der Pilotenausbildungen im 2020 nach wie vor hoch war, sind insgesamt weniger Flugbewegungen in der Leichtaviatik zu verzeichnen. Verhältnismässig hoch blieben hingegen die Anzahl Vorfälle und Unfälle in der General Aviation.

Hier ein kleiner Auszug aus der Historie:

  • In den letzten sechs Monaten haben Piloten insgesamt drei Mal vergessen bei der Landung das Fahrwerk auszufahren,
  • ein Pilot landete anstatt auf der Landebahn im Wasser und
  • ein Pilot war mit seinem Flugzeug derart überfordert, dass er während einem Anflug an die Grenze eines ‘in-flight loss of control’ geriet.

Die Häufung der Vorfälle während den letzten 12 Monaten mag wohl damit zu tun haben, dass die Luftfahrzeuge der Leichtaviatik von Mitte März bis Mitte Mai praktisch «gegroundet» waren. In den darauffolgenden Sommermonaten war hingegen ein regelrechter «Run aufs Fliegen» zu verzeichnen. Nach intensiven Gesprächen und Abklärungen zwischen den Sicherheitsabteilungen des BAZL und der EASA sind wir zur Ansicht gelangt, diese signifikante und negative Entwicklung in der Piloten-Community aufzuzeigen.

Wir gehen davon aus, dass Pilotinnen und Piloten wegen den COVID19-Einschränkungen weniger fliegen und weniger trainieren konnten und somit aus der Übung kamen. Es haben sich Defizite im Bereich der fliegerischen Fähigkeiten und Kenntnisse entwickelt, welche für Piloten zu einer besonderen Herausforderung oder gar einer Gefahr werden könnten.

Uns ist es ein Anliegen, dass die «Aviation Skills» im ganzen System mit wirkungsvollen Massnahmen wieder auf ein gutes Niveau angehoben werden. Hierzu sind alle Akteure, wie z.B. Piloten, Fluglehrer, Flugschulen/Clubs und Verbände aufgerufen, ihren Beitrag zu einer hohen Flugsicherheit zu leisten und entsprechende Massnahmen in ihren Bereichen zu implementieren.

Für Piloten gilt:

> Theoretischen Kenntnisstand kritisch überprüfen und auffrischen:

  • Studiere die Manuals (AFM) und übe die Prozeduren im Kopf oder im Cockpit am Boden
  • Vergewissere dich über die technischen Spezifikationen und Systeme deines Flugzeugs
  • Lege dir einen Plan und immer auch einen Plan B zurecht

> Fliegerische Fähigkeiten realistisch einschätzen und mit der Unterstützung eines Fluglehrers festigen und allenfalls erweitern:

  • Übe dich in deinen «Flying Skills»
  • Nimm dir einen Fluglehrer zur Seite, wenn du lange nicht oder nur noch wenig geflogen bist
  • Mache dich mit deinem Flugplatz und den Lufträumen vertraut

Für Flugschulen/ – vereine gilt:

> Überprüfung der Weiterbildungs- und Trainingsangebote:

  • Bieten Sie attraktive “Theoretical knowledge refresher”-Kurse und Safety Trainings an
  • Motivieren Sie Ihre Kunden für einen Checkflug
  • Prüfen Sie, ob Sie für nicht-obligatorische Fort- und Weiterbildungen BV87-Fördermittel in Anspruch nehmen wollen. Gesuch um Finanzhilfe (Art. 87b BV) 

Für Aviatikvereine und -verbände gilt:
Adressieren Sie in Ihrer Organisation unbedingt das Thema «Abbau von fliegerischen Fähigkeiten und Kenntnissen durch fehlende Praxis/Ausbildung» bedingt durch COVID19 und richten Sie Ihre Weiterbildungsangebote, sowie kontinuierliche Promotion der entsprechenden Safety-Themen an.