Fliegen im Winter 1/3: Eine eisige Angelegenheit

Seit kurzen hat der Winter die Schweiz fest im Griff und es fiel im Mittelland schon der erste Schnee. Auch in den nächsten Tagen werden die Temperaturen um die die Nullgrad-Grenze pendeln. Deshalb wollen wir in diesem Beitrag dem Betrieb von Flugzeugen in der kalten Jahreszeit und insbesondere zwei Themen erhöhte Aufmerksamkeit schenken, der Flugplanung und der Vereisung im Flug.

Erkennung von Gefahren: Wetterbriefing
Jede Pilotin / Jeder Pilot ist sich bewusst, Schnee und Eis sind meteorologisch gesehen grosse Gefahren für einen VFR-Flug. Damit diese Gefahren im Winter erkannt werden, braucht es ein sorgfältiges Wetterbriefing über die im Flug zu erwartenden Bedingungen. Dank der heute zur Verfügung stehenden umfangreichen Flugwetterinformationen im Internet ist diese Vorbereitung, zum Teil problemlos auch von zuhause aus, möglich.

Neben gängigen Wetter-Apps sollten Piloten auf jeden Fall auch die METAR und TAF der Flugplätze und SWC sowie SIGMET (allenfalls auch AIRMET) entlang der Flugroute anschauen und dabei insbesondere auf den Spread achten, also den Unterschied zwischen aktueller Temperatur und Taupunkttemperatur. Je geringer der Unterschied, umso grösser ist die Gefahr, dass Nebel aufkommt. Aber auch die veröffentlichten Wetterkarten geben Auskunft, wann und wo mit Nebel, vor allem aber mit Schnee zu rechnen ist. Ist dichter Schneefall oder sogar Eisregen vorhergesagt, sollte ein Flug wenn möglich verschoben werden.

Gefahr: Vereisung im Flug
In kalter, klarer Luft ist kaum Wasserdampf enthalten, so dass im Winter wunderschöne Flüge möglich sind. Im VFR-Betrieb ist daher eine Vereisung im Flug eher selten, jedoch sind einige Punkte zu berücksichtigen. Ein Flugzeug kann in grosser Höhe auch bei mässigen Bodentemperaturen massiv unterkühlt werden. Der Einflug in eine Niederschlagszone kann zu schweren Vereisungen durch Festfrieren von Niederschlag auf der Flugzeugoberfläche führen.

In diesem Fall ist die einzige und zielführende Massnahme, so rasch wie möglich abzusinken und das Flugzeug in wärmere Schichten zu bringen. Ist ein Flugzeug einmal vereist, ist der Anflug mit erhöhter Geschwindigkeit, wenn möglich ohne Einsatz von Landeklappen durchzuführen. Denn beim Ausfahren der Landeklappen wird das Flugzeug kopflastig, was durch eine Korrektur mit dem Höhenruder resp. der Trimmung ausgeglichen werden muss. Sind diese jedoch vereist, ist die Höhensteuerwirkung minim, sodass sich das Flugzeug durch Strömungsabriss am Leitwerk auf die Nase stellen und abstürzen kann. (siehe Darstellungen unten) Ein Anflug ohne ausgefahrenen Landklappen soll dann schliesslich auf einen Flugplatz mit einer langen Piste in Betracht gezogen werden.

 

 

Eine ausführliche Erklärung zum “Ice Contaminated Tailplane Stall” ist unter folgendem Link zu finden:

 

Schleichende Gefahr Autopilot:
Ein anderes Problem bei Vereisungsbedingungen stellt sich bei der Verwendung des Autopilots. Diese Gefahr ist schleichend, weil die Wirkung der Höhenrudertrimmung sukzessive abnimmt, ohne das dies der Pilot realisiert. Kann der Autopilot die gewünschte Fluglage nicht mehr halten, schaltet er sich unmittelbar ab und kann dadurch den Piloten überraschen.
Die Gefahr eines Absturzes  durch einen Stall verursachten unkontrollierten Flug ist sehr hoch, so wie unten stehende Beispiel eines Landeanfluges einer Cessna Centurion (C210) in den USA bei icing conditions zeigt.

Aber auch eine Reihe weiterer Instrumente können durch eine Vereisung funktionsuntüchtig werden, so z.B. das Pitotrohr, was zum Verlust der Geschwindigkeitsanzeige führt. Die Pitotheizung kann zwar helfen. Doch hat das Flugzeug keine, gibt es nur eines, runter in wärmere Schichten. Sind die Lufteinlässe betroffen, kann bei Einspritzmotoren die Alternate-Air verwendet werden. Zu guter Letzt kann bei Vereisung unter Umständen auch der Propellerregler in der Reisestellung blockiert werden. Eine Gegenmassnahme dafür gibt es nicht.

Fazit: Vereisungen im Flug sind heimtückisch und eine ernstzunehmende Gefahr, wenn das Flugzeug nicht für die entsprechenden Wetterbedingungen ausgerüstet ist.

 

Wichtiges Anschauungsmaterial:
Damit ihr euch mit den winterlichen Bedingungen resp. Restriktionen vertraut machen könnt, schaut euch bitte noch einmal die beiden Flyer vom Schweizerischen Motorflugverband oder eines der zahlreichen Videos zum Thema “Icing im Flug” wie z.B. jenes vom AOPA Aviation Safety Institute.

 


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